Getragen von dem Gedanken, der Landwirtschaft sowie der industriellen und gewerblichen Wirtschaft für den Antrieb der verschiedensten Maschinen und Geräte zweckmäßige Antriebsaggregate in die Hand zu geben, wurden in Chemnitz nach dem Krieg die stationären Zweitakt−Vergasermotoren entwickelt. Durch die langjährige Erfahrung in der Fertigung von Zweitaktmotoren mit DKW und Auto Union war es den Barkas−Mitarbeitern möglich, ein Erzeugnis auf den Markt zu bringen, welches neben hoher Leistung auch die Forderungen nach Wirtschaftlichkeit, leichter Bedienung und langer Lebensdauer erfüllt. Die Zweitakt−Vergasermotoren aus Chemnitz spielten in der DDR eine ausschlaggebende Rolle bei der fortschreitenden Motorisierung besonders der Land−und Forstwirtschaft. Die Zuverlässigkeit und der wirtschaftliche Einsatz eröffneten immer größere Perspektiven für den Einbau dieser Motoren.
Zu den Stationärmotoren des VEB Barkas−Werke Karl−Marx−Stadt gehören im wesentlichen die luftgekühlten Einzylindermotoren vom Typ EL 65, EL 100, EL 150, EL 308, EL 350 und SEL 100, sowie der wassergekühlte Zweizylindermotor ZW 1103. Auf diesen Seiten werden alle sieben Motorentypen detailiert beschrieben und einige Geräte vorgestellt, die mit den verschiedenen Motoren betrieben wurden. Selbstverständlich sind wir immer noch an Bildern, Unterlagen und technischen Daten dieser Motoren und der damit betriebenen Geräte interessiert, um diese Seite noch weiter zu vervollständigen und interessanter zu machen. Unser besonderes Augenmerk gilt Fotos, die diese Motoren bei der Arbeit zeigen, da solche Bilder mittlerweile äußerst selten sind. Das folgende Foto von 1955 zeigt einen Arbeiter der Barkas−Werke bei der Bearbeitung von Kurbelwellen mit einer Schleifmaschine.
Die stationären ventillosen Zweitaktmotoren der Barkas−Werke basieren alle auf den Vorgängermodellen, die bereits in den zwanziger und dreißiger Jahren von DKW bzw. Auto Union entwickelt wurden, und sich bereits millionenfach in Landwirtschaft, Industrie und Fahrzeugbau bewährt hatten. Das DKW−Werk war Anfang der 40er Jahre das älteste und größte Zweitaktmotoren−Werk der Welt. Das Merkmal der Chemnitzer Stationärmotoren war ihre denkbar einfache Konstruktion. Der Einzylinder hatte nur drei bewegte Teile, der Zweizylinder nur fünf. Das ist auch die Erklärung für die Unverwüstlichkeit, die absolute Betriebssicherheit, die leichte Bedienung, Handhabung und Wartung dieser Motoren. Hier eine Liste von 1940 mit einigen Vorgängermodellen:
Sowohl die Vorkriegs−DKW−Motoren als auch die späteren Barkas−Stationärmotoren aus der DDR funktionierten nach dem patentierten Prinzip der Umkehrspülung. Dabei wird das Kurbelgehäuse als Vorverdichtungsraum genutzt. Diese Arbeitsweise wurde um 1925 von dem deutschen Ingenieur Adolf Schnürle entwickelt und revolutionierte den Chemnitzer Zweitaktmotorenbau, nachdem DKW die Lizenz erwarb, und damit das alleinige Recht hatte, äußerst leistungsfähige und zugleich sehr einfache Flachkolben−Zweitaktmotoren zu bauen. Durch die Umkehrspülung war es möglich, den sonst bei Zweitaktmotoren nötigen Nasenkolben durch einen einfachen Flachkolben zu ersetzen. Die Spülungsverhältnisse wurden dadurch wesentlich verbessert und als Folge ergaben sich geringere Wärmestauungen, höhere Dauerleistungen und erheblich niedrigerer Kraftstoffverbrauch. DKW war der erste Hersteller, der seine luftgekühlten Stationärmotoren mit einem reichlich bemessenen Turboventilator kühlte. Durch den Wegfall von Ventilen, Stößeln, Stößelstangen, Steuerrädern, Nockenwellen, Kipphebeln und Ölpumpe hatten die DKW−Motoren ein geringes Eigengewicht und kleine Baumaße, äußerst vorteilhaft also für den Einbau, beispielsweise in landwirtschaftliche Maschinen, wie Bindemäher, Motorpflüge, Baumsägen, Hackmaschinen, Häckselmaschinen, Kreissägen oder Kartoffelquetschen. Nachfolgend das Arbeitsschema des Zweitakters mit Umkehrspülung in einer Abbildung von 1940:
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