Die Motoren vom Typ SEL 100/1 wurden nach vorliegenden Angaben außer für die Kettensägen der ES−Reihe auch noch für zwei weitere Geräte verwendet. Verwendung fand der Motor bei der Motorhacke MH 65, einem Plegegerät für leichte Böden sowie einem Freischneider mit der Bezeichnung Durchforstungsmaschine K.Fo. Der SEL 100 wurde ab 1958 produziert. Bis 1986 wurden ca. 50000 Motoren hergestellt. Bei dem SEL 100 bilden Zylinder und Kurbelgehäuse eine Einheit. Auf der einen Seite ist das Lüftergehäuse einschließlich Lüfterrad angeflanscht. An der Gegenseite befindet sich das Elektrikgehäuse. Hier ist die Zündanlage und eine Fliehkraftkupplung untergebracht. Der Zylinder besteht aus einer Leichtmetallegierung mit hartverchromter Lauffläche. Die geteilte Kurbelwelle ist im Kurbelgehäuse kugelgelagert. Die BVF−Vergaser vom Typ NKJ sind Nadeldüsen−Kolbenvergaser mit seitlich angeordneter Hauptdüse und ohne besondere Leerlaufeinrichtung. Der Motor muß immer mit einem geeigneten Luftfilter mit Starteinrichtung betrieben werden.
Hier die technischen Daten des SEL 100/1:
Arbeitsweise | Einzylinder Zweitakt mit Umkehrspülung |
Zylinderbohrung | 52 mm |
Kolbenhub | 47 mm |
Hubraum | 99,8 cm³ |
Drehzahl | 4500 U/min |
Drehrichtung | rechts, auf Lüfterdeckel gesehen |
Leistung | 2,5 PS bei 4500 U/min (ES 35C), 2,8 PS (ES 35A) |
Drehmoment | 5 Nm bei 3200 U/min |
Kraftstoff | Benzin−Hyzetölgemisch 25:1 |
Kraftstoffverbrauch | 0,6−0,8 l/h |
Verdichtungsverhältnis | 6,8:1 |
Zündanlage | Schwungmagnetzünder SEZ 21 FL3 8301.1 |
Zündkerze | M14x225 |
Elektrodenabstand | 0,4 mm |
Zündzeitpunkt | 4mm vor OT |
Unterbrecherabstand | 0,4 mm |
Vergaser | BVF NKJ 153−2 (ES 35C), BVF NKJ 132−2 (ES 35A) |
Luftfilter | Naßluftfilter FLS 31 |
Tankinhalt | ca. 1 Liter |
Gewicht | 9,5 kg |
Die Einmann−Motorkettensägen der ES−Baureihe wurden im thüringischen Steinbach−Hallenberg nach vorliegenden Angaben zwischen 1959 und 1968 gefertigt. Andere Quellen gehen von einem Produktionszeitraum von 1958−1973 sowie ca. 20500 gefertigten Sägen aus. Es wurden im Laufe der Zeit drei verschiedene Modelle produziert. Die ES 35A und die ES 35C sind bis auf einige Details fast identisch. Lediglich bei der ES 35B kam der leistungsstärkere Motor vom Typ EL 100/126 zum Einsatz. Die ES 35A wurde von 1959 bis 1964 gebaut. Sie wurde mit einem Lederriemen und einer Anwerfrolle gestartet. Die Anwerfrolle wurde nach dem Start der Säge wegen der Verletzungsgefahr mit einem Blechdeckel abgedeckt. Das Schwert ist 350 mm lang. Die Kraft wird vom Motor zum Sägeteil über eine Fliehkraftkupplung übertragen. Alle WERUS−Kettensägen besitzen ein Getriebe mit einer Untersetzung von 11:23. Wenn vom Abläng− zum Fällschnitt gewechselt wird, muß das Schwert mit Getriebe um 90 Grad gedreht werden. Die ES 35A wiegt 13,2 kg. Hier eine ES 35A in einer Abbildung von 1961.
Von 1964 bis 1968 wurde die ES 35C produziert. Sie ist fast baugleich mit der ES 35A. Es gab ebenfalls zwei Typen, SgKt 0−400−C und SgKt 0−550−C. Die beiden Typen unterscheiden sich lediglich durch die Schwertlänge von 400 bzw. 550 mm. Das Gewicht beträgt 13,2 bzw. 13,5 kg. Die ES 35C hatte damals einen Richtpreis von 978,75 Ost−Mark.
Der Motor wird mit einem abnehmbaren Reversierstarter mittels Seilzug angeworfen. Bei gestartetem Motor wurde der Starter abgenommen und sollte vom Sägenführer griffbereit mitgeführt werden. Der Starter wurde von WERUS selbst hergestellt. Als Sägekette dient eine Hobelzahnkette mit 38 bzw. 48 Doppelgliedern vom VEB VWF Geringswalde. Das Getriebe wird mit Spezial−Getriebefett F8 geschmiert. Vermutlich war dieses Fett vergleichbar mit Ambroleum oder Shell Retinax G, die alle leider nicht mehr erhältlich sind. Wir verwenden daher ein normales Getriebefließfett für Oldtimer, beispielsweise Addinol SGA 600. Für die Kettenschmierung mittels einer automatischen Ölpumpe ist bei allen Modellen das nicht mehr verfügbare Getriebeöl Addinol G15 vorgesehen. Wir verwenden daher Addinol GL90. Dieses Öl soll mehrere alte Getriebeöle ersetzen, unter anderem auch das G15.
Hier ein Werksabnahmeprotokoll und der Garantieschein einer ES 35C mit 40er Schwert von 1968:
Und hier die zugehörige Säge, immer noch voll funktionsfähig trotz des stolzen Alters von 40 Jahren.
Nachfolgend der Garantieschein des Motors SEL 100/1 von obiger Säge von 1968:
Um die Leistungsfähigkeit der betagten Technik zu demonstrieren, wurde diese Säge, die ursprünglich bei einer Feuerwehr ihren Dienst tat, von uns noch einmal zum Einsatz gebracht.
Hier noch eine zweite ES 35C von 1966.
Außer in der Forstwirtschaft waren diese Sägen auch bei der Feuerwehr im Einsatz. Das nächste Bild zeigt auf einem Werksfoto des VEB FLG Görlitz aus den 60er Jahren eine ES 35C auf einem Feuerwehrfahrzeug Robur LO2002A LF8 (auf dem rechten hinteren Holzkasten).
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