Diese uralte Drehbank konnte ich im Jahr 2002 für eine Kiste Bier vor der Verschrottung retten.
Bei dieser Maschine etwas über den Hersteller zu sagen, ist sehr schwierig. Es gibt keinerlei Typenschilder oder
sonstige Identifikationsmöglichkeiten. Da die Skalenringe eine metrische Teilung haben und die Schmierstellen
mit "Oel" und nicht mit "Oil" gekennnzeichnet sind, könnte man auf einen deutschen Hersteller
schließen. Die große Kurbel, die zur Bewegung des gesamten Supportschlittens dient, ist auf der rechten Seite
des Bedieners angeordnet. Bei vielen englischen und amerikanischen Maschinen um die Jahrhundertwende sitzt diese Kurbel
oder das entsprechende Handrad dagegen auf der linken Seite des Bedieners. Daraus könnte man ebenfalls auf einen
europäischen Hersteller schließen. Seit Januar 2006 ist diese Drehmaschine auf der englischen Internetseite
www.lathes.co.uk
zu sehen. Diese Seite beschäftigt sich fast ausschließlich
mit historischen Drehbänken und Fräsmaschinen. Tony Griffiths, der Betreiber von www.lathes.co.uk meint,
es handelt sich um eine "Chekko", zwischen 1910 und 1920 gebaut. Chekko war kein Werkzeugmaschinen−Hersteller,
sondern vielmehr ein Markenname für eine beträchtliche Anzahl von Drehbänken eines tschechoslowakischen
Herstellers, die während der zwanziger und dreißiger Jahre von einem der größeren
britischen Maschinenhändler, vermutlich Soag Machine Tools of London, nach England importiert wurden.
Diese Flachbettdrehmaschine hat eine Spitzenweite von 1000mm
und eine Spitzenhöhe von 160mm. Unter dem Futter kann ein 120mm langes Stück des Bettes
demontiert werden, was bei den damaligen Maschinen durchaus üblich war. So kann man mit einer Planscheibe Werkstücke bis zu einem Durchmesser
von 530mm bearbeiten. Die Leitspindel hat ein ACME 1 5/16" 4tpi Gewinde
(29° Trapezgewinde mit 6,35mm Steigung). So können mit den vorhandenen Wechselrädern
metrische Gewinde von 0,9 bis 2mm Steigung und Zollgewinde von 2 bis 30g Steigung hergestellt
werden. Der ebenfalls vorhandene, aber defekte Quervorschub wurde aktiviert, indem ein
Kegelrad auf der Leitspindel direkt auf dem Gewinde festgeklemmt wurde.
Sehr praktisch bei Werkstücken mit sehr großen Durchmessern und beim Gewindeschneiden ist
das hinter dem Spindelstock angebrachte Untersetzungsgetriebe. Mit diesem "Backgear" kann
die Spindeldrehzahl 1:9 reduziert werden. Diese Getriebe wurden erstmals um 1817 in England
von Richard Roberts, einem englischen Ingenieur und Erfinder, eingesetzt, und sind typisch für
Drehmaschinen dieses Alters. Die beiden Spindeln auf dem Support haben 3mm Steigung
und die Skalenringe haben eine 0,1mm Teilung.
Der direkte Link zu dieser Maschine ist:
www.lathes.co.uk/chekko/